Der klassische Begriff der Einzelkultur ist obsolet
geworden. Er wird der kulturellen Wirklichkeit seit längerem nicht mehr
gerecht. Sprachliche, religiöse, soziale, aber auch ethnische oder regionale
Abgrenzungen fallen längst nicht mehr zusammen, Kulturen bestehen vielmehr,
indem sie gegenseitig ineinander präsent sind, als ein komplexes Gebilde
unterschiedlicher Lebensformen. Mittels der Konzepte der Multikulturalität, Transkulturalität,
Transdifferenz und Hybridität soll dieser Sachverhalt denkbar und darstellbar
gemacht werden. Etwas Entscheidendes aber kommt hinzu: Kulturen vermischen
sich, doch dies bedeutet keineswegs ihre Auflösung. Davon, dass die kulturelle
Wirklichkeit zusehends uniformer werde, kann keine Rede sein. Nach wie vor
besteht der Anspruch auf kulturelle Eigenart, Authentizität der eigenen
Lebensweise, und gibt es dementsprechend kulturelle Grenzen, Übergänge zwischen
Kulturen usw. Und selbst Hybride implizieren als Bestandsvoraussetzung eine
gewisse Abgeschlossenheit gegenüber denjenigen kulturellen Lebensformen, aus denen
sie hervorgegangen sind. Auch diesen Charakterzug der kulturellen Wirklichkeit
gilt es zu denkbar zu machen und mithin begrifflich zu bestimmen. Ob und in welcher
Weise die Konzepte der Multikulturalität, Transkulturalität, Transdifferenz
und Hybridität diesen Anspruch zu erfüllen vermögen? - das ist die Frage.
- Enseignant·e: Etienne Raemy
- Enseignant·e: Silke Daniela Tissi