Am
Leitfaden der im Seminartitel gestellten Frage soll das Seminar in die so
genannte analytische Ästhetik einführen. Beginnen werden wir mit der Frage,
aufgrund welcher Eigenschaften wir einzelne Sätze oder ganze Texte als
fiktional bezeichnen. Hieran soll sich die Frage nach dem Wahrheitswert
fiktionaler Sätze anschliessen, also die Frage danach, wie wir in Erfahrung
bringen, ob ein Satz fiktional wahr ist. Nachdem wir uns mit der Frage befasst
haben, was fiktionale Tatsachen sind und wie man sie bestimmt, wollen wir die
Frage diskutieren, was es für LeserInnen fiktionaler Literatur bedeutet, sich
vorzustellen etwas sei fiktional wahr. In diesem Zusammenhang soll zum einen
die These diskutiert werden, sich etwas als fiktional wahr vorzustellen,
bedeutet, das Erleben fiktiven Geschehens zu simulieren. Im unmittelbaren
Anschluss an diese Diskussion wollen wir danach fragen, wie zu beurteilen ist,
was LeserInnen empfinden, wenn sie fiktives Geschehen simulieren. Es ist dies
namentlich die Frage danach, welcher Art die Emotionen sind, die man bei der
Lektüre fiktionaler Texte empfindet. Während sich das Seminar im ersten Drittel
mit dem Aufbau fiktiver Welten und im zweiten Drittel mit der Erkundung dieser
Welten befasst, soll es im letzten Drittel des Seminarverlaufs um die Frage
nach dem Verhältnis zwischen Fiktion und Wirklichkeit gehen. Hier soll, kurz
und dementsprechend vereinfacht gesagt, die Frage gestellt werden, ob
fiktionale Texte Wahrheitsansprüche über die Wirklichkeit zu verstehen geben
können.
- Dozent/in: Adrian Brauneis