Es wird häufig postuliert, dass die Thematik des Raums in der Erziehungswissenschaft lange Zeit wenig Berücksichtigung fand. Seit dem sogenannten „spatial turn“ ab Ende der 1980er-Jahre hat die Fokussierung auf die Raumthematik in unterschiedlichen disziplinären Kontexten allerdings stark zugenommen und die Forschungs- und Theoriebildungslandschaft nachhaltig geprägt. So werden Erziehung und Bildung nun vermehrt mit räumlichen Fragen in Verbindung gebracht, wobei nicht nur die Beschaffenheit sozialer, sondern auch materieller, sinnlich-leiblicher, symbolischer, aber auch imaginärer und sprachlicher Räume(Brinkmann & Westphal, 2015, S. 7) theoretisiert und empirisch untersucht wird.

Im ersten Teil des Seminars werden verschiedene raumtheoretische Ansätze (von Doreen Massey, Henri Lefebvre und Michel Foucault) erarbeitet und diskutiert. Im Zentrum steht eine analytische Perspektive auf Raum, die den prozessualen und relationalen Charakter sowie die Produktion des Raumes betrifft.

Im zweiten Teil des Seminars werden wir exemplarische Fokussierungen und Analysen zum Raum studieren, die eine pädagogische Relevanz beanspruchen können. Berücksichtigung finden hier z.B. Fragen zum Verhältnis von Raum, Individuen und Gesellschaft, zu virtuellen Räumen sowie zur häufig postulierten These einer Raum-Zeit-Kompression im Zeitalter der Globalisierung.