Prof. Nicolas Hayoz und Prof. Damir Skenderovic


In öffentlichen und politischen Diskussionen haben seit 1989 die Kontroversen um die Deutung und Funktion von Vergangenheit markant zugenommen. Verschiedene Akteure bedienen sich der Geschichte, um kollektive Repräsentationen anzurufen und politische Interessen zu verfolgen. So hat sich Geschichtspolitik als ein Teilbereich von Public Historyin unterschiedlichen politischen Systemen zu einem wichtigen Deutungs- und Handlungsfeld entwickelt, das Gesellschaften mobilisiert und Macht legitimiert. Jubiläen, Gedenktage, Geschichtsmuseen, Ausstellungen, Denkmäler und andere Erinnerungsorte dienen politischen Parteien, Medien und staatlichen Instanzen immer wieder als Anlass, um bestimmte Geschichtsbilder und Erinnerungsnarrative einzufordern und zu vermitteln. Auch für Historiker und Historikerinnen sind geschichtspolitische Debatten bedeutungsvoll, da sie als Produzenten von historischem Wissen wie auch als gesellschaftliche Deutungsakteure daran teilnehmen. In der Vorlesung werden wir verschiedene geschichtspolitische Auseinandersetzungen in West- und Osteuropa der letzten dreissig Jahre betrachten, insbesondere in Frankreich, Deutschland, Italien, Russland, Ungarn, Polen und der Schweiz.

 

Literatur

Bernhard Michael, Kubik Jan (Hg.), Twenty Years after CommunismThe Politics of Memory and Commemoration, Oxford: Oxford University 2014.

François Etienne et al. (Hg.), Geschichtspolitik in Europa seit 1989. Deutschland, Frankreich und Polen im internationalen Vergleich, Göttingen: Wallstein 2013.

Schmid Harald, Vom publizistischen Kampfbegriff zum Forschungskonzept. Zur Historisierung der Kategorie „Geschichtspolitik“, Göttingen 2009: V & R unipress