Diese Vorlesung gibt einen Überblick über das Themenfeld der Umweltethnologie, also der Beschäftigung mit den Wechselwirkungen zwischen der menschlichen Gesellschaft und der natürlichen Umwelt. In einem ersten Teil der Vorlesung werden die wichtigsten Grundbegriffe und die Entwicklung der Teildisziplin vorgestellt. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Subsistenzgrundlagen und der Anpassung unterschiedlicher Gesellschaften an die natürliche Umwelt. Es geht also beispielsweise darum, welche Strategien traditionelle Jäger und Sammler im Amazonas-Gebiet, in Afrika oder im hohen Norden Kanadas verfolgen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern; um die Frage, ob bestimmte Rituale und das damit zusammenhängende Schlachten von Schweinen im Hochland von Neuguinea das natürliche Gleichgewicht regulieren; oder wie Schweizer Bergbauern ihre Allmenden bewirtschaften, ohne sie zu übernutzen.

In einem zweiten Teil geht es um den globalen Rohstoffhunger, und um die Auswirkungen des Abbaus von Rohstoffen auf die natürliche Umwelt und die davon betroffene Lokalbevölkerung. Wir gehen dabei dem Begriff des Ressourcenfluchs nach, also dem Paradox, dass in gewissen Ländern des globalen Südens trotz Reichtums an natürlichen Ressourcen die wirtschaftliche und soziale Entwicklung kaumvom Fleck kommt. Ressourcenreichtum fällt dabei oft mit wirtschaftlicher Fehlentwicklung, Exportabhängigkeit und Überschuldung zusammen, und kann grassierende Korruption, politische Instabilität, und bewaffnete Konflikte um diese Ressourcen nach sich ziehen. Der Abbau von Ressourcen führt zudem häufig zu grossen Umweltschäden, und Bergbau- und Ölkonzerne verletzen teilweise systematisch Menschenrechte und missachten die Rechte indigener Gruppen auf ihr Land.

Der dritte Teil der Vorlesung befasst sich mit dem globalen Klimawandel, und den möglichen katastrophalen Folgen für die gesamte Menschheit. Der Fokus liegt hier auf dem Begriff des Anthropozäns, also der Feststellung, dass menschliche Aktivitäten auf dem Planeten Erde mittlerweile geologische Dimensionen erreicht haben. In der Vorlesung wird unter anderem aufgezeigt, wie Gesellschaften bereits früher auf Klimaveränderungen reagiert haben, welche Auswirkungen gegenwärtige Umweltschutzbestrebungen auf indigene Gesellschaften haben, und was die Ethnologie zu einem besseren Verständnis dieser globalen Probleme beitragen kann.