Dieser Kurs bietet einen Überblick über anthropologische Perspektiven zum Verhältnis von Recht und Religion.

Das Verhältnis von Recht und Religion – die beiden Säulen einer jeden Gesellschaftsanalyse für die Klassiker der Gesellschaftstheorie – ist in der Gegenwart zunehmend neu Gegenstand wissenschaftlicher Debatten und interdisziplinärer Analyse (Gephart 2010; Ferrari 2015; Gephart und Witte 2017). Die Problemstellung lässt sich sowohl in den religiösen Prägungen der Rechtsnormen als auch in den institutionellen Regulierungen von Religion durch Recht resümieren. Im Kurs wird dieses komplexe und mehrdimensionale Verhältnis sowohl aus theoretischer als auch aus empirischer Sicht näher betrachtet.

Der Kurs setzt sich im ersten Teil als Ziel, die Grundbegriffe und Argumente am Beispiel von klassischen Autoren (Weber, Durkheim, Mauss, Bourdieu) zu definieren und zugleich einen Überblick über anthropologische Studien zum Verhältnis von Recht und Religion zu vermitteln (Geertz, Asad, Bowen). Im zweiten Teil wird die Frage nach der Beziehung zwischen Recht und Religion anhand von ethnologischen Fallstudien hinsichtlich der aktuellen Spannungen und Dilemmas vertieft. Im Vordergrund stehen dabei Beispiele aus den Themenfeldern Familienrecht, Rechtspluralismus und Bioethik, sowohl in westlichen als auch in nicht westlichen Kontexten. Der Kurs steht auch Studierenden anderer Fächer (insbesondere der Religionswissenschaft, der Soziologie und der Rechtswissenschaft) offen und bietet Ihnen die Gelegenheit, sich mit den aktuellen Fragestellungen und den Forschungsthemen im Feld von Recht und Religion und ihrer Schnittstellen zueinander zu befassen.

Zentrale Lektüre:

Max Weber: Wirtschaft und Gesellschaft – Recht; Emil Durkheim: Professional Ethics and Civic Morals; Marcel Mauss: Manual of Ethnography; Bronislaw Malinowski: Crime and Custom in Savage Society; Werner Gephart: Recht als Kultur; Clifford Geertz: Fact and Law in Comparative Perspective; Pierre Bourdieu: Logik der Felder; Talal Asad: Formations of the Secular; John Bowen: Can Islam Be French?; Werner Gephart and Daniel Witte: The Sacred and the law.