«Die Renovierungsarbeiten am Gebäude der Moraltheologie nehmen offensichtlich kein En-de.» Mit dieser Aussage von Franz Böckle aus dem Jahr 1977 eröffnet der Würzburger Moraltheologe sein Lehrbuch zu den Grundfragen der theologischen Ethik. Er ergänzt: An dieser Situation, die Franz Böckle für die nachkonziliäre Situation beschrieben hat, habe sich auch dreissig Jahre später nichts geändert. Die christliche Moraltheologie ist nach wie vor im Umbau begriffen, wobei die gegenwärtige Situation geprägt ist von der Spannung zwischen der Verpflichtung gegenüber der biblischen und kirchlichen Tradition einerseits und der modernen Gesellschaft andererseits. Stephan Ernst klärt in seinem Lehrbuch grundlegende Fragen und versucht einen Brückenschlag zwischen Tradition und Gegenwart. 

 Im Lektüreseminar befassen wir uns mit seinen Ausführungen im ersten Buchteil, in welchem der Autor der erkenntnistheoretischen Frage nachgeht, wie sich heute ethisch gutes und schlechtes Handeln identifizieren lässt: Ist Orientierung möglich am Willen Gottes, an der Bibel, am eigenen Gewissen, am natürlichen Sittengesetz, an der autonomen Vernunft, an der Verhältnismäßigkeit der Mittel? – Das Lektüreseminar wird in Ergänzung zur Hauptvorlesung Fundamentalmoral I angeboten.