SR BA/MA 

2 std., Mo, 12.15-14.00 + EX (06.10./03.11./01.12. resp. n. Vereinbarung). Achtung: Beg. am 17.09.2018


Ziel dieser Lehrveranstaltung ist es, ein ausgeprägtes Bewusstsein für materiale Aspekte von Kunst zu erlangen. Lange Jahre hat sich die Kunstgeschichte auf Fragen der Ikonographie und Ikonologie respektive Stil, die Kontextualisierung von Kunst, Bild-Betrachter-Relationen, Genderfragen oder bildanthropologische Aspekte konzentriert. Alle diese Ansätze sind grundlegend für unser Fach. Genauso aber ist es die Frage des Materials, die gerne vernachlässigt wird und in den Hintergrund rückt. 

 

Dabei gibt es keine Kunst ohne ihre materiale Verkörperung. Bilder, Skulpturen, Architektur etc. sind materiale Artefakte. Es macht einen Unterschied, in welchem Material ein Kunstwerk ausgeführt wurde. Das Material bestimmt die Bedeutung und Wirkung eines Artefakts entscheidend mit, ja es gibt keine Bildsemantik ohne das Material – das seinerseits bereits historisch, kulturell etc. semantisiert ist. Und mehr: Das Material ist nicht nur das notwendige Medium für ein Bild, vielmehr ist kein Bild ohne sein Medium denkbar – und also das Material, seine physikalische Beschaffenheit, seinen körperlichen Widerstand, seine technische Handhabbarkeit, seine Agentialität. 

 

In den ersten Stunden der Lehrveranstaltung werden wir aktuelle Grundlagentexte zur Frage des Materials/der material culture studies im Bereich der Kunst studieren – um dann die Bedeutung und Semantik des Materials für die Deutung von Kunst in konkreter Anschauung vor Originalen in verschiedenen Museen zu reflektieren. Die Lehrveranstaltung findet also teils im Hörsaal teils in Schweizer Museen statt.

 

Vorgangsweise: Jede TeilnehmerIn bereitet ein Referat im Hörsaal sowie drei Werke unterschiedlicher Materialien aus einem ausgewählten Museum vor. Ausgangspunkt sollen Informationen über das eingesetzte Material und die Technik sein, die dann auf ihre Bedeutung für die Semantik des/der Kunstwerke/s geprüft und gemeinsam diskutiert werden. Genauere Angaben zu den besuchten Ausstellungen folgen in der ersten Stunde. (Achtung: Leider gibt es kein Reisebudget! Die Reisekosten sind von den Studierenden selbst zu übernehmen).

 

Leistungsnachweis: Mündliche Referate mit Thesenpapier, aktive Mitarbeit in allen Stunden (nicht mehr als 2 Fehlstunden),  3 Protokolle respektive schriftliche Hausarbeit über ein im Original studiertes Artefakt. 

Voraussetzung: Gute Deutsch-, Französisch & Englisch-Kenntnisse!

 

Literatur zur Einführung: 

Anderson, Christy u.a., The matter of art. Materials, practices, cultural logics1250-1750, Manchester 2015.

Bushard, Magdalena, Henrike Haug (Hg.), Spur der Arbeit. Oberfläche und Werkprozesse, Köln u.a. 2018.

Kalthoff, Herbert u.a. (Hg.), Materialität. Herausforderungen für die Sozial- und Kulturwissenschaften, Paderborn 2016.

Klein, Ursula, E.C. Spary (Hg.), Materials and expertise in early modern Europe. Between market and laboratory, Chicago 2010. 

Lange-Berndt, Petra (Hg.), Materiality, Cambridge Massachusetts (MIT Press) 2015.

Lehmann, Ann-Sophie, „Das Medium als Mediator. Eine Materialtheorie für (Öl-)Bilder“, in: Zeitschrift für Ästhetik und Kunstwissenschaft 57 (2012), S. 69-88.

Lehmann, Ann-Sophie, Meaning in Materials, 1400-1800, Leiden 2013.

Rübel, Dietmar u.a. (Hg.), Materialästhetik. Quellentexte zu Kunst, Design und Architektur, Berlin 2005.

Wagner, Monika, Das Material der Kunst. Eine andere Geschichte der Moderne, München 2001. 

Wagner, Monika u.a. (Hg.), Material in Kunst und Alltag, Berlin 2002. 

Wagner, Monika u.a. (Hg.), Lexikon des künstlerischen Materials. Von Abfall bis Zink, München 2010 (2. durchgesehene Auflage; zuerst: München 2002).