Das 20. Jahrhundert wird vielfach als ein Zeitabschnitt einer kontinuierlichen sexuellen Liberalisierung beschrieben. Eine historische Perspektive auf Diskurse über Sexualität, auf Sexualpolitik und sexuelles Verhalten zeigt dagegen ein komplexeres Bild. Über Sexualität und ihre Normierung wurden gesellschaftliche Machtverhältnisse und eine spezifische Ordnung der Geschlechter hergestellt, die mit widersprüchlichen gesellschaftlichen Integrations- und Ausschlussprozessen einhergingen. Sexualität zeigt sich denn auch nicht als „natürlicher“ sondern als historisch kontingenter Gegenstand. Dieser Perspektive folgend werden in der Vorlesung ausgewählte Themen diskutiert: So die Formation einer Sexualwissenschaft, die Kriminalisierung und Normalisierung bestimmter Sexualität(en) – wie etwa Homosexualität – oder die Entwicklung von Verhütungsmitteln und die damit ermöglichte Entkoppelung von Sexualität und Reproduktion. Des Weiteren sind die Verschränkungen von Sexualität und Gewalt oder von Sexualität und Konsum, wie sie sich im 20. Jahrhundert auf unterschiedliche Weise präsentierten, Themen der Vorlesung.