‚Sturm und Drang‘ ist das programmatische Schlagwort zu der wirkungsmächtigsten literarischen Avant­garde des späten 18. Jahrhunderts. Die Autoren dieser Strömung wollten die ‚Natur‘ des Menschen durch keinerlei Normierung gehemmt sehen. Dementsprechend handeln ihre Texte sowohl von den Versuchen tatkräftiger Individuen, ihren Willen gegenüber der Autorität gesellschaftlicher Institutionen durchzusetzen, als auch von der Frustration weniger durchsetzungsstarker Figuren bei dem Bemühen um Selbstbehauptung. Das Seminar wird sich mit einigen dieser Texte befassen. Es soll zum einen danach gefragt werden, was die Figuren hier in ihrem Handeln anzutreiben scheint. Es ist dies die Frage nach der Konkretisierung des Abstraktums ‚Natur‘ in Texten des ‚Sturm und Drang‘. Zum anderen soll danach gefragt werden, inwieweit Texten des ‚Sturm und Drang‘ mit Blick auf ihre Thematisierung einer Hemmung dieser ‚Natur‘ respektive ihrer gewaltsamen Durchsetzung eine gesellschaftspolitische Pointe zuzuschreiben ist.