«Das Private ist politisch!» lautete der Slogan der Frauenbewegung in den 1970er Jahren. Damit geriet auch die ungleich verteilte Hausarbeit ins Zentrum gesellschaftstheoretischer Diskussion und politischer Praxis. Was sich in den häuslichen vier Wänden abspielt, ist nicht einfach eine Privatangelegenheit, sondern in hohem Masse beeinflusst von den gesellschaftlichen und institutionellen Bedingungen, in denen die Einzelnen leben. Heute deuten die Debatte um die «(Un-)Vereinbarkeit von Familie und Beruf» und die Diagnose einer sich verschärfenden «Care-Krise» darauf hin, dass die Frage nach der Organisation und Verteilung der Care-Arbeit weiterhin virulent bleibt. Denn das Ende des «Hausfrauenmodells» bedeutete bei weitem nicht ein Ende der Hausarbeit.

Wir analysieren in dem Seminar, welche Umbrüche in der gesellschaftlichen Organisation der Care-Arbeit stattfinden, welche Arrangements zwischen Markt, Wohlfahrtsstaat und dem privaten Lebensbereich sich derzeit entwickeln und wie sich dies auf die Lebens- und Arbeitsrealitäten auswirkt. Nach einer Einführung in theoretische Konzepte der soziologischen Care-Forschung nehmen wir die sich zuspitzenden Sorgekonflikte in westlichen Arbeitsgesellschaften in den Blick und fragen danach, welche aktuellen Dynamiken sich in Bezug auf die gesellschaftliche Organisation von Care-Arbeit zeigen und wie sich diese auf die Lebensverhältnisse verschiedener sozialer Gruppen auswirken. Im zweiten Teil analysieren wir, wie diese Care-Krisen eingebettet sind in globale Ungleichheitsverhältnisse: Im Fokus stehen dabei transnationale Care-Arrangements, bei denen migrantische Care-Arbeiter_innen die Versorgungslücken kompensieren. Dabei interessiert insbesondere das Phänomen globaler Sorgeketten und die Veränderung familiärer Beziehungs- und Geschlechterkonstellationen im Kontext der Migration.


Lernziele

Die Studierenden

  • erarbeiten geschlechtertheoretische Zugänge zu sozialer Wohlfahrt, Care und Geschlecht
  • analysieren und diskutieren aktuelle Diskurse, Politiken und Praktiken in Bezug auf Care
  • recherchieren selber Material zu exemplarischen Fallbeispielen.

Anforderungen

  • Regelmässige Teilnahme und Bereitschaft zum Mitdiskutieren
  • Lektüre der Texte
  • Fragen und eigene Thesen zur Lektüre ins Seminar mitbringen
     
    Leistungsnachweis für 3 ECTS-Punkte:
  • Erstens: Reflexion zur ersten Sitzung und Schilderung der persönlichen thematischen Interessen
    Auf einer A4-Seite: Skizzierung einiger Eindrücke von der ersten Seminarsitzung (Einführung der Dozentin) und der eigenen thematischen Interessen am Seminar (persönliche Interessensgebiete, Anregungen für Fallbeispiele o.ä.)
    Frist: Bis Freitag, 6. März 2020 um 20 Uhr per Mail an sarah.schilliger@unifr.ch
  • Zweitens: Fallbeispiel erarbeiten, Präsentation im Seminar oder Verschriftlichung in einem Essay. Genauere Angaben dazu in der ersten Seminarstunde.
  • Drittens: Paper mit Reflexion eines Lektüretextes: Für eine ausgewählte Seminarsitzung wird auf 1-2 Seiten ein Paper mit einer Reflexion des Lektüretextes erstellt. Dies umfasst: a) Rekonstruktion der wichtigsten Thesen des Textes, b) Verständnisfragen, c) mögliche Diskussionsfragen/Thesen und/oder persönliche Kommentare zum Text. Frist: Bis Freitagabend vor der jeweiligen Sitzung, in der der Text besprochen wird, per Mail an sarah.schilliger@unifr.ch