Muss der russische Philosoph ethnischer Russe sein? Russisch schreiben? In Russland leben? Letzteres jedenfalls gilt seit mindestens einem Jahrhundert nicht. Ob gezwungenermassen oder freiwillig im ‚Ausland‘ tätig – Lev Shestov, Pitirim Sorokin, Alexandre Koyré, Georges Gurvitch, Roman Jakobson, Alexandre Kojève, Emmanuel Levinas, Isaiah Berlin, Alexandre Piatigorsky, Vladimir Lefebvre, Boris Groys, Michail Ryklin, Mikhail Epstein haben die Agenda der Weltphilosophie im 20. Jahrhundert massgeblich bereichert. Ihre Namen stehen gleichzeitig für neue Ansätze und Sichtweisen, die auch das triadische Bild der traditionellen Historiographie der russischen Philosophie (Religion, Identität, Literatur(ozentrismus)) aufsprengen bzw. revidieren.