Film ist, wie vielleicht kein anderes künstlerisches Medium, durch Multimedialität bestimmt. Er teilt wesentliche Eigenschaften mit anderen künstlerischen Medien und lässt sich theoretisch nur begreifen, wenn er als spezifische Form der Verknüpfung einer Vielzahl an medialen Dimensionen gedacht wird: mit der Fotografie teilt er das Aufnahmeverfahren, mit der Malerei die Kompositionsgesetze der Flächenprojektion, mit der Musik die zeitliche Verlaufsform, mit der Literatur das narrative und mit dem Theater das darstellende Element. 

Die Architektur scheint in dieser multimedialen Konstellation auf den ersten Blick, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Intuitiv assoziieren wir Film und Architektur mit Gegenteiligem: hier Statik, Dauer, Materialität und Nützlichkeit, dort Bewegung, Flüchtigkeit, Zerstreuung und Illusion. Während die Architektur die Räume unserer alltäglichen Umwelt gestaltet, entführen uns Filme in eine illusionäre Scheinwelt. Gleichwohl hat die Filmtheorie schon früh auf Parallelen und Überschneidungen zwischen den beiden Gattungen aufmerksam gemacht und die Architektur immer wieder als Metapher für das filmische Bild herangezogen. 

Im Seminar werden wir uns der Frage widmen, wie sich die Rede vom Film als „Architektur in Bewegung“ (Elie Faure) genauer verstehen lässt. Welche metaphorischen, aber auch praktisch-konkreten Bezüge weist das filmische Bewegtbild zur Baukunst auf und wie verhalten sich filmische zu architektonischen Raumkonzeptionen? Ziel des Seminars ist es, über die Thematisierung des filmischen Raums und seiner Beziehung zur Architektur in grundlegende Fragestellungen der Filmtheorie und -geschichte einzuführen sowie eine Reihe an filmwissenschaftlichen Analysetools für die weitere Beschäftigung mit Filmkunst an die Hand zu geben.