Gewalt als Sammelbegriff steht für vieles: für Schlägereien und Pogrome, für häusliche und sexuelle Gewalt, für die systematische Auslöschung von Menschengruppen bei der Errichtung einer als Ideal angesehenen politisch-sozialen Ordnung oder für die Führung von Kriegen. Dabei gibt es nicht nur verschiedene Arten der Gewaltausübung, sondern auch die Motive und Absichten, die Begründungen und Zielsetzungen, die mit der Gewaltanwendung verbunden werden, sind unterschiedliche. Gewalt ist nicht gleichförmig und neuere Ansätze differenzieren den Begriff und das Phänomen. Die historische Analyse der Gewalt muss einen Blick haben für die divergierende Ordnung von Räumen, in denen Gewalt strikt begrenzt oder in denen sie geradezu gefördert wird. Ebenso ist die Rede von „struktureller“, „symbolischer“, „physischer“ oder anderen Formen der Gewalt. Zu berücksichtigen sind auch die medialen, symbolischen, emotionalen und körperlichen Aspekte und Auswirkungen von Gewalt auf die Betroffenen.

Im Kurs sollen anhand von ausgewählten Fallstudien aus der europäischen, aussereuropäischen und nordamerikanischen Geschichte Einblicke in die Rationalitäten, Möglichkeitsbedingungen, Formen und Auswirkungen der Gewalt in spezifischen historischen Konfigurationen vermittelt sowie nach den beteiligten Akteurinnen und Akteuren gefragt werden. Ein besonderer Fokus wird auf die intersektionale Konstruktion (gender, race, Sexualität etc.) von Gewalt liegen.

Literatur:

Jürg Baberowski, Räume der Gewalt, Frankfurt/Main 2015.

Richard Bessel, On Violence. A Modern Obsession, London/New York 2015.

Philip Dwyer/Mark Stephen Micale (Hrsg.), On Violence un History, New York 2020.

Christian Gudehus/Michaela Christ (Hrsg.), Gewalt. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart 2013.