Die unmittelbaren Nachkriegsjahre der Geschichte Europas werden meist als eine Geschichte des Aufbruchs und Wiederaufbaus erzählt. Besondere Beachtung finden auch die posttraumatische Verarbeitung der Katastrophe und der rasch aufkommende Antagonismus des Kalten Krieges. Oft bleibt aber vergessen, dass auf dem europäischen Kontinent nach 1945 vorerst mal Chaos und Wirren, Ausnahmezustand und Gewalt herrschten. Auch kommt selten zur Sprache, dass einzelne europäische Kolonialmächte nach Kriegsende zunächst eine Politik brutaler Rekolonisierung verfolgten, so in Indochina und Nordafrika. Diese verschiedenen Entwicklungen machen die ersten Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einer widerspruchvollen Zeitphase, die wir in der Vorlesung beleuchten und mit Lektüretexten und Quellenbeispielen vertiefen werden.