Im zweiten vorchristlichen Jahrhundert beschreibt der griechische Historiker Polybios die Römer als ein überaus gottesfürchtiges, ja abergläubisches Volk. Auch die römischen Quellen zeigen, dass nicht allein der Zyklus des Lebens in der Familie und das „Privatleben“, sondern auch das gesamte öffentliche Handeln und die politische Kommunikation im Einklang mit dem Willen der Götter gedacht wurde – und dies nicht nur in der Republik, sondern auch in der nachfolgenden Kaiserzeit. Die Vorlesung thematisiert einerseits die konkrete Praxis der polytheistischen Religion in der Republik und Kaiserzeit, wie sie sich aus den literarischen, ikonographischen und monumentalen Quellen rekonstruieren lässt. Dabei ist aber auch ein Blick auf die Forschungsgeschichte seit dem 19. Jahrhundert aufschlussreich, da sie zeigt, wie sehr das Bild von der Religion der Römerinnen und Römer jeweils von den zugrunde gelegten Prämissen abhängt. Darüber hinaus wird dann andererseits auch ein Blick auf die unterschiedlichen Religionen im Imperium Romanum geworfen, unter ihnen etwa die jüdische Religion, der Mithraskult sowie das frühe Christentum.