Dieses Seminar verschreibt sich der Lektüre des Buches Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Geschichte der Gouvernementalität I. Dabei handelt es sich um die Nachschrift einer Vorlesung, die der französische Denker Michel Foucault 1977/78 am Collège de France gehalten hat. „Kann man von etwas wie einer ‚Gouvernementalität‘ sprechen, die für den Staat das wäre, was die Absonderungs­techniken für die Psychiatrie waren, was die Disziplinartechniken für das Strafrechtssystem waren, was die Biopolitik für die medizinischen Institutionen war?“ Dieser Frage geht Foucault nach, indem er den Fokus auf die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen Normalisierung, Subjektivierung und der Regierungskunst legt. Diese Begriffe und die damit einhergehenden historisch-philosophischen Analysen sind auch erziehungswissenschaftlich und pädagogisch sowohl von theoretischer wie auch von praktischer Relevanz: Gouvernementalität, Regierung und Normalisierung eröffnen Einsichten dahingehend, durch welche Techniken und Praktiken und durch welches Wissen etwa „pädagogische Subjekte“ formiert werden. Die Vorlesung, die Foucault vor gut vier Jahrzehnten gehalten hat, birgt darüber hinaus erstaunliche Bezugspunkte zur gegenwärtigen pandemischen Situation um Covid-19, die in ihrer gesellschaftstheoretischen Aussagekraft auch für Erziehungswissenschaftler_innen von Interesse sind.