Die Dialektik von sozialer, politischer und rechtlicher Anerkennung auf der einen Seite sowie Ausschliessung und Verweigerung von Zugehörigkeit und Anerkennung auf der anderen Seite gehört zu den Grundmustern nationalstaatlicher Diskurse. Während gegenwärtig oftmals Musliminnen und Muslimen fehlende Loyalität zur Schweiz und Unvereinbarkeit ihrer Religion mit dem demokratischen Rechtsstaat unterstellt wird, so wurden im 19. und frühen 20. Jahrhundert oft ähnliche Topoi in Bezug auf Jüdinnen und Juden sowie Katholikinnen und Katholiken vorgebracht. Anerkennungsprozesse erweisen sich oft als konfliktreich, egal ob es um die Gleichstellung und Gewährung von Niederlassungsfreiheit, die öffentlich-rechtliche Anerkennung von Religionsgemeinschaften oder Ausnahmeregelungen im Zusammenhang mit religiösen Praktiken geht. Das Seminar unternimmt den Versuch, verschiedene Anerkennungskonflikte mit religiösen Dimensionen zunächst in ihre jeweiligen Kontexte einzubetten und sodann unter Berücksichtigung der jeweiligen Eigenheiten miteinander zu vergleichen: Welche Mechanismen der Ausschliessung (wie Ausnahmeartikel in der Verfassung, Vorurteile, Diskriminierung oder Religionskritik) zeigen sich und wie wirken sich diese auf die davon Betroffenen aus? Wie konnten die verschiedenen Konflikte überwunden werden? Welche Faktoren sind für die Erlangung von Anerkennung entscheidend?