Als globales Phänomen ist die Digitalisierung ein fester Bestandteil des sozialen, ökonomischen, politischen und religiösen Alltages vieler Menschen geworden. Digitale Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) prägen die Art, wie Menschen miteinander kommunizieren und interagieren, definieren zeitliche und räumlichen Grenzen neu und ermöglichen alternative Formen von Engagement, aber auch von Überwachung und Einflussnahme. Die Digitalisierung schafft neue soziale Räume, Gemeinschaften und Berufsgruppen wie Blogger oder Online-Prediger.  
In diesem Seminar thematisieren wir die Auswirkungen der Digitalisierung auf das islamisch-theologische Feld. Im Zentrum steht dabei die kritische Auseinandersetzung mit der These, dass neue Informations- und Kommunikationstechnologien zu einer Fragmentierung und Pluralisierung religiöser Autoritätsansprüche und zu einer Erosion „klassischer“ islamischer Autorität führen. Wir wollen also danach fragen, wie Digitalisierung die Verhandlung von islamischer Autorität beeinflusst und welche Verschiebungsprozesse damit einhergehen. Das Spannungsfeld zwischen Digitalisierung und islamischer Autorität soll nicht nur durch die kritische Lektüre von Fachpublikationen aus einem interdisziplinären Spektrum erarbeitet werden, sondern auch durch die gemeinsame Analyse von religiösen Internetforen, digitalen Fatwa-Plattformen und islamischen Bildungsangeboten in den gängigen Sozialen Medien.