Seit Beginn des 19. Jhr. engagieren sich muslimische Stimmen vehement für eine Reform des Islams und muslimischer Gesellschaften. Die Vorstellungen darüber, was unter Reform zu verstehen ist und was sie konkret für die muslimischen Gesellschaften bedeutet, geht jedoch weit auseinander. Für die einen geht es bei Reform um die Einhaltung universell verstandener Freiheits- und Menschenrechtsgarantien, für die anderen bedeutet Reform vor allem die Wiederherstellung zivilisatorischer Kontinuität der islamischen Welt und damit eine Widerherstellung islamischer Tradition. Der muslimische Reformdiskurs bewegt sich zugleich jedoch in einer intensiven Auseinandersetzung mit dem globalen Modernitätsdiskurs, der selbst wiederum in stetiger transkultureller Kritik und Aushandlung behaftet ist. Vor diesem Hintergrund werden in der Vorlesung repräsentative Beispiele muslimischer Reformvorstellungen vorgestellt und im Kontext aktueller Modernismus-Konzepte diskutiert.