Kapitalismus – das ist eine seit jeher umstrittene Wirtschafts- und Gesellschaftsverfassung gewesen. Nach der Beseitigung der gröbsten Auswüchse in der frühen Durchsetzungsphase des Kapitalismus («Manchester-Kapitalismus») und mit der sukzessiven Zähmung seiner ungezügelten Potenziale («Soziale Marktwirtschaft») war die Kritik am Kapitalismus lange Jahre still geworden. In den letzten Jahren haben aber zum einen mit der Formveränderung des Kapitalismus – insbesondere der Durchsetzung eines raueren, neoliberalen Kapitalismus –, zum anderen aufgrund der sukzessiven und weitreichenden Krisen des Kapitalismus – beispielsweise der dot.com-Blase und der Finanzmarktkrise – die Debatten über seine vorteilhaften und problematischen Seiten wieder deutlich zugenommen. Die Kritik entzündet sich dabei nicht nur an der neuen sozialen Ungleichheit, an gesellschaftlichen Regressionstendenzen oder an den Krisenfolgen, sondern immer mehr auch an seiner ökologischen Blindheit, der Externalisierung von Problemen und der Art seiner Zukunftsfähigkeit.

In der Lehrveranstaltung sollen neuere Ansätze und Herangehensweisen an die aktuellen Veränderungen des Kapitalismus und seinen Folgen in den Blick genommen werden. Gerade die jüngeren wissenschaftlichen Diskussionen haben dabei deutlich gemacht, dass alte Probleme nicht nur in einem neuen Gewand auftreten, sondern die Art und Tiefe der Auseinandersetzung und der Themen sich deutlich verändert haben. Im Seminar sollen einige dieser Theorien und Debatten aufgegriffen und behandelt werden.