Seit Beginn der 1980er Jahre ist der zuvor zumeist unsichtbare und versteckte Bereich der häuslichen Gewalt nach und nach in den Fokus von Wissenschaft und Politik gerückt. Mittlerweile existieren zahlreiche Forschungsergebnisse zu den Ursachen, Beteiligten und Betroffenen sowie den individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Die vielfältigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass häusliche Gewalt als soziales Problem einer gesellschaftlichen Bearbeitung bedarf. Wo liegen hierbei die Möglichkeiten und Aufgaben des Sozialstaates? Wo sind die Grenzen und was bewirken verschiedene Massnahmen bei Opfern, Täter*innen und Zeug*innen? Das sind nur einige Fragen, die im Proseminar kritisch beleuchtet und diskutiert werden. Zunächst interessiert die Frage, was häusliche Gewalt ist und was die damit verbundenen Begriffe «Täter*in» und «Opfer» implizieren. Darauf aufbauend werden mit Bezug zu den verschiedenen Erscheinungsformen häuslicher Gewalt unterschiedliche sozialstaatliche und rechtliche Massahmen, deren Ziele, Wirkungen und Folgen diskutiert. Dabei werden aktuelle Studienergebnisse einbezogen und der Blick wird über die Schweiz hinaus auch auf andere Länder gerichtet. Das Proseminar bietet den Studierenden die Möglichkeit, eigene Interessen bezüglich häuslicher Gewalt einzubringen und diese – wenn gewünscht und in begrenztem Rahmen – auch selbst empirisch zu untersuchen (z.B. in Form von Interviews mit Fachleuten, die im Bereich häuslicher Gewalt tätig sind).