Die Neuzeit brüstet sich damit, zwischen Kunst und Technik eine strikte
Aufgabenteilung vorgenommen zu haben: Während sich Technik mit dem
Niederen, Planbaren und Wiederholbaren befasst, ist Kunst dem
Schöngeistigen, Anmutigen und Einzigartigen vorbehalten. Technik muss
reibungslos laufen, Kunst darf es nicht. Obwohl Antike und Mittelalter
beide mit dem gleichen Wort belegen – technè bzw. ars –
beansprucht eine selbstbewusst sich affirmierende Kunst, mit dem
Handwerk und der Kunstfertigkeit nichts mehr gemein zu haben. Doch schon
die Avantgarden des 20. Jahrhunderts haben derlei Arbeitsteiligkeit in
Frage gestellt, um Prinzipien wie Serialität oder Maschinisierung zum
ästhetischen Programm zu erheben. Was bleibt heute von der Kunst im
digitalen Zeitalter? Zwingt uns die Entdeckung einer Zoo- bzw.
Kosmotechnik nicht zu einer grundlegenden Revision des Verhältnisses von
Natur und Kultur?
- Enseignant·e: Emmanuel Alloa