Wie politisch darf oder muss (Geschichts-)Wissenschaft sein? Heute wird das Verhältnis von Politik und Wissenschaft in der Geschichtsschreibung öffentlich wieder verstärkt diskutiert. Forderungen nach «multidirektionaler Erinnerung», nach «Gegen-Geschichte(n)» oder nach einer «Migrantisierung der Geschichtsschreibung» stehen im Raum. Verschiedene aktuelle Initiativen in- und ausserhalb der Akademie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Erinnern als politische Praxis zu begreifen und marginalisierte Perspektiven durch aktives Erzählen wieder sichtbar zu machen.

Das Seminar bietet einen historischen Blick auf dieses Forschungsfeld. Durch gemeinsame Lektüre und Diskussion von Original- und Sekundärtexten erarbeiten wir uns einen Überblick über verschiedene Ausprägungen von historiographischem Aktivismus im 20. Jahrhundert. Im zweiten Teil des Seminars gehen wir vertieft auf aktuelle Initiativen an der Schnittstelle von Geschichtswissenschaft und Politik ein.