Kann man über das Unsagbare sprechen? Diese Frage erscheint auf den ersten Blick wie ein Widerspruch. Für Dionysios Ps.-Areopagita, einen in Nebel gehüllten Autor des späteren 5. Jahrhunderts, der sich als Schüler des Apostel Paulus stilisierte und dieser Assoziation bis in die Neuzeit hinein seine grosse Autorität verdankte, zielt diese Frage auf das Wesen der menschlichen Sprache, ihre Grenzen und ihre Grösse. Denn in der Sprache erfährt der Mensch, dass er sich zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen befindet. Beide Pole treffen sich, wenn der Mensch über das Göttliche spricht. Die Ansichten von Dionysios sind anregend, aber nicht ohne inhaltliche Probleme. Sie wirken bis heute in der Philosophie weiter. In unserem Seminar werden wir zwei seiner Texte, ‘Über die göttlichen Namen’ und ‘Über die mystische Theologie’, gemeinsam lesen, ihre Inhalte analysieren und ihre Wirkung auf das Werk eines modernen Autors, Martin Heidegger, ‘Logik als die Frage nach dem Wesen der Sprache’, untersuchen.