Soft power, Vertrauen und Autokratie: Soziologische Perspektiven auf die russische Aussenpolitik

Beschrieb:
Mit dem Einmarsch auf der Krim 2014 hat Russland erstmals nach dem Ende der Sowjetunion fremdes Staatsterritorium militärisch besetzt und annektiert. Seitdem scheinen Russlands Aussenbeziehungen vor allem durch den Einsatz von Gewalt mit dem Ziel der territorialen Expansion geprägt zu sein. Dieser Blockkurs möchte diese Lesart problematisieren und die Perspektive verschieben. Mithilfe verschiedener Begriffe der politischen Soziologie und Theorie sollen verschiedene Fallstudien untersucht und aufgezeigt werden, inwiefern russische Aussenpolitik jenseits der Ausübung militärischer Macht agiert: sei es diplomatisch hinter den Kulissen, in sozialen Netzwerken, durch Verbindungen zur westlichen extremen Rechten oder in Massenmedien. Das Seminar diskutiert die Rolle von Vertrauen, Sicherheit, Autokratie und Identität in internationalen Beziehungen. Es beleuchtet insbesondere die Rolle von «soft power» als eine mögliche Machtform. Damit soll das gesamte Repertoire an Machtinstrumenten sichtbar gemacht werden, dessen sich Russland in den letzten Jahren bedient hat. Russlands Aussenbeziehungen sollen als Interaktion begriffen werden, sodass deutlich wird, inwiefern Russlands Politik in anderen Ländern auf fruchtbaren Boden fällt, auf welche Eigeninteressen sie stösst, oder inwiefern eine Komplizenschaft vorliegt. Schliesslich möchte dieser explorative Blockkurs herausarbeiten, welche Akteure jenseits des russischen Staates an der Formung der Aussenpolitik beteiligt sind.

Lernziele:
Vertiefte Kenntnis der russischen Aussenpolitik und zentraler sozialwissenschaftlicher Begrifflichkeiten.

Bibliographie:
Casula, Philipp (2017) “Russia’s foreign policy from Crimea to the Middle East”, in Rising Powers Quarterly 2 (1): 27-51.
Kazantsev, Andrey, and Richard Sakwa (2012) “New ‘dividing Lines’ in Europe: A Crisis of Trust in European–Russian Relations.” Communist and post-communist studies 45.3-4: 289–293.
Tsygankov, Andrey (2018) The Routledge Handbook on Russian Foreign Policy. London: Routledge.