Die gleiche Teilhabe „aller“ an sozialen Lebenschancen ist ein politisch-ökonomischer Grundwert moderner Gesellschaften. Gleichwohl ist die Gewährleistung so verstandener Teilhabe nicht selbstverständlich, sondern gesellschaftlich umstritten und umkämpft. In demokratisch-kapitalistisch verfassten, wohlfahrtsstaatlich organisierten Gesellschaften herrscht ein beständiges Ringen um die materiale Verteilung von Teilhabe – und um die Verteilung der Teilhabe an der Organisation von Verteilungsprozessen. Dieser vielschichtige „moderne soziale Konflikt“ lässt sich mit soziologischen Theorien sozialer Schließung besser verstehen. Aus der analytischen Perspektive der Öffnung und Schließung gesellschaftlicher Teilhaberäume können drei miteinander verschränkte und interagierende Achsen der Ungleichverteilung von sozialer Teilhabe identifiziert werden: eine vertikale (klassengesellschaftliche), eine horizontale (konkurrenzgesellschaftliche) und eine transversale (nationalgesellschaftliche). Die politisch-sozialen Konflikte um die Öffnung und Schließung von Teilhaberäumen vollziehen sich entlang dieser Achsen in einer Prozessstruktur von Bewegung und Gegenbewegung: Veränderungen der gesellschaftlichen Teilhabestruktur, ob nun erweiternder oder beschränkender Art, rufen typischerweise Widerstände jener hervor, die ihre eigene Sozialposition durch solche Veränderungen berührt und beeinträchtigt sehen. Dieser in der Wohlfahrtsgesellschaft alltagspraktisch immer wieder von Neuem sich vollziehenden Dialektik der Teilhabe soll im Rahmen des Kurses theoretisch und gegenstandsbezogen nachgegangen werden.