Reden von multiplen Bedrohungen für die liberale Demokratie und zu deren Krise(n) und Erosion sind in wissenschaftlichen wie auch in öffentlichen Diskursen immer wieder anzutreffen. Demgegenüber gibt es aber auch Stimmen, die die These vertreten, dass Demokratie nie intakt war, sondern immer schon ambivalent und umkämpft. Auf der Grundlage des Buches „Demokratie im Präsens. Eine Theorie der politischen Gegenwart“ von Isabell Lorey (2020) werden in diesem vertiefenden Seminar zentrale Aspekte einer politischen Theorie erarbeitet, in der Demokratie in erster Linie als auf Sorgepraxen beruhend verstanden wird, und in der es stets darum geht, multiple Verbundenheiten zu organisieren. Lorey befasst sich in ihrem Buch mit unterschiedlichen Formen und Praktiken sozialer Bewegungen, die gegen globale Ungleichheits-, Gewalt- und „Herrschaftsverhältnisse wie Sexismus, Klassismus, Rassismus und Kolonialismus“ (Lorey, 2020, S. 17) kämpfen. Das Vertiefungsseminar wird sich vor diesem Hintergrund auch der Thematik der politischen Bildung zuwenden und fragen, welche Aufgaben politische Bildung hat und inwiefern das Engagement in sozialen Bewegungen als politische Bildung verstanden werden kann. Am Beispiel der Fridays for Future-Bewegung lässt sich etwa der Frage nachgehen, wie Prozesse der Vergemeinschaftung und die Etablierung solidarischer Beziehungsgeflechte politische Subjektivitäten bilden, die dem individuellen Gefühl, herrschenden Zuständen ausgeliefert zu sein und allein den gewaltigen Herausforderungen gegenüberzustehen, entgegenwirken.