“Woher kommst Du?” Mit dieser Frage wird oft versucht, unbekannte Menschen einzuordnen, sie fassbar zu machen. Kollektive Zugehörigkeiten, seien sie kultureller, religiöser, ethnischer oder regionaler Natur, helfen uns bei der Ordnung unserer sozialen Welt und der Interaktion mit ihr. Was aber, wenn es keine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt? In unseren Leben wechseln sich immer häufiger Sequenzen ab, wo wir entweder Touristen, Migrant*innen oder Einheimische sind, Reisende, Angekommene, Dagebliebene. Phänomene der Glokalisierung und globalen Mobilität stellen altbewährte Kategorien von Fremden und Einheimischen, Gast und Gastgeber, auf den Kopf. Neben Tendenzen der Kosmopolitisierung von Identitäten kann aber auch eine gleichzeitige Stärkung von ethno-kulturellen Zugehörigkeiten beobachtet werden.

In diesem Seminar werden wir der Frage nachgehen, wie Zugehörigkeiten und kollektive Identitäten gebildet, ausgehandelt und präsentiert werden. Inwiefern haben kosmopolitische Projekte einer “Weltgemeinschaft” Zukunft und welche Rolle spielen partikularistische, ethno-nationale Narrative im Zeitalter von globaler Mobilität und Vernetzung? Solchen Prozessen der gesellschaftlichen (Selbst)Verortung werden wir uns anhand von empirischen Beispielen aus aller Welt, insbesondere aber auch aus dem östlichen Europa und dem postsozialistischen Raum, widmen.