Welche gesellschaftliche Funktion sollen öffentliche Museen erfüllen? Was legitimiert sie und welchen Einfluss können bzw. sollen sie auf gesellschaftliche Debatten und Community-Building haben? Diesen Kernfragen müssen sich Museen als traditionelle Erinnerungs- und Vermittlungsorte von Geschichte stellen, insbesondere in der heutigen Zeit von Informationsflut und gleichzeitigem diagnostizierten Verlust klarer Identitäten. Die Werkstatt geht solchen Fragen nach. Das Neue Museum Biel (NMB) als städtisches kulturhistorisches Museum mit seinen laufenden Ausstellungen und Ausstellungsprojekten sowie der Sammlungstätigkeit bildet dabei der Ausgangspunkt.

Ein besonderer Fokus liegt auf der im Dezember 2022 zu eröffnenden Ausstellung «Nous, saisonnniers, saisonnières /  Wir die Saisonniers». Die Sonderausstellung widmet sich den rund 150'000 ausländischen ArbeiterInnen und deren Familien, die zwischen 1931 und 2022 unter dem prekären Aufenthaltsstatus «A» jahrein und jahraus auf Baustellen, in Restaurants oder auf Feldern arbeiteten. Die Sonderausstellung will Einblick in deren Lebenswelt gewähren und gleichzeitig deren Beitrag zur heutigen Schweiz und konkret der Stadt Biel hervorheben. Da die Sammlung des Museums so gut wie keine Zeugnisse der Saisonniers aufbewahrte, wurde eine Reihe an partizipativen Projekten lanciert, um die Lebensgeschichten sowie materiellen Zeugnisse der Saisonniers festzuhalten. Das NMB will damit den sozialen und kulturellen Veränderungen Rechnung tragen. Das Museum als Erinnerungsort und die Sammlung sollen die Diversität der Gesellschaft widerspiegeln.

Die Teilnehmenden der Werkstatt erhalten Einblick in die Konzeption und Ausführung der Ausstellung und werden das Resultat kritisch analysieren. Weiter vermittelt die Werkstatt Grundkenntnisse der Museumstheorie und kuratorischen Arbeit in einem Geschichtsmuseum.

Die Werkstatt wird als Blockveranstaltung durchgeführt. Die acht Sitzungen finden zur Hälfte in Fribourg und im NMB statt.