Neidhart gilt als »der erfolgreichste und folgenreichste Liederautor des hohen Mittelalters in deutscher Sprache« (Ulrich Müller). Seine Lieder, die von der Forschung traditionell in ›Sommerlieder‹ und ›Winterlieder‹ unterteilt werden, sind bevölkert von markanten Typen und Szenarien: Mütter und Töchter, die sich um den von Riuwental (›das Tal des Kummers‹, so der Beiname des Dichters in den Liedern) prügeln, Bauernburschen, die mit ihm derbe Scherze treiben, wilde Tänze, die ausser Rand und Band geraten ‒ Neidharts Tanzlieder waren so bekannt, dass noch im 15. Jahrhundert enthemmtes Tanzen mit den Nithart treten bezeichnet werden konnte. Daneben beherrschte Neidhart aber auch andere lyrische Subgattungen wie etwa das Kreuzlied. Neidhart ist einer der wenigen deutschsprachigen Dichter des Mittelalters, der in seinen Kreuzliedern Kritik und Unbehagen an den Kreuzzügen äussert ‒ man könnte hier von einer vormodernen Variante des Antikriegslieds sprechen. Es ist somit ein ebenso extravagantes wie vielschichtiges Werk, das im Zentrum der Veranstaltung steht. Da Neidharts Lieder häufig auch parodistisch gefärbt sind, wird den intertextuellen Bezügen zum Minnesang seiner Zeit (insbesondere zu Walther von der Vogelweide) erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet. Darüber hinaus wird die (ungewöhnlich intensive) Neidhart-Rezeption des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit Berücksichtigung finden.