Die Wohlfahrtsstaatsforschung hat sich lange Jahre hauptsächlich auf die Länder des Globalen Nordens konzentriert. Erst in den letzten Jahren hat sich die theoretische und empirische Auseinandersetzung mit Ländern des Globalen Südens intensiviert. Die verbreitete Vorstellung, dass die Staaten in ganzen Weltregionen nahezu nichts für die soziale Sicherung ihrer Bevölkerung unternehmen oder diese sogar aktiv gefährden, hat sich dabei relativiert: In den letzten Jahren ist eine bemerkenswerte sozialpolitische Dynamik feststellbar. Die verschiedenen wissenschaftlichen Wohlfahrtsregime-Typologien können diesen Entwicklungen nur zum Teil gerecht werden.

Der erste Teil der Veranstaltung widmet sich verschiedenen theoretischen Ansätzen, welche versuchen, die Ausbreitung von sozialpolitischen Massnahmen zu erklären. Diskutiert werden Einflüsse wie Kolonialismus, das Weltsystem, internationale Geldgeber, globale Sozialpolitik und Politiklernen. Hinzu kommen innerstaatliche Faktoren wie politische Prozesse, Machtressourcen, Parteiendifferenz und –konkurrenz.

Diese Theorien werden in einem zweiten Block mit Beispielen aus dem subsaharischen Afrika kontrastiert, welche sowohl unterschiedliches koloniales Erbe (GB, F, P) als auch unterschiedliche Wirtschaftsstrukturen (diversifizierte Struktur, Abhängigkeit von Plantagen, Rohstoffen, Dienstleistungen sowie dominierende Agrarwirtschaft) und unterschiedliche politische Rahmenbedingungen (kapitalistische, sozialistische, demokratische, autokratische System sowie (post)-Konflikt-Staaten) abdecken.

Parallel dazu erarbeiten sich die Studierenden ein eigenes Fallbeispiel in einer anderen, gemeinsam ausgewählten Weltregion. Sie stellen dieses Beispiel in der Abschlusssitzung vor, in der ein regional vergleichendes theoretisches Fazit gezogen wird. Das Länderbeispiel wird anschliessend in schriftlicher Form abgegeben. Der Kurs befähigt so die Studierenden, die Entstehung und Dynamik von Wohlfahrtsregimen im Globalen Süden theoriegeleitet zu analysieren.