Der Ruf nach Reform der Kirche an Haupt und Gliedern, seit dem Ende des 14. Jahrhunderts unüberhörbar, führte einerseits zu den protestantischen Reformationen und andererseits zur römisch-katholischen Reform, d.h. er führte zur Spaltung und Konfessionalisierung des abendländischen Christentums und so auch zu den verheerenden Religionskriegen, die Europa in der Frühen Neuzeit verwüsteten. Die Vorlesung will zeigen, wie die versäumte Reform im 15. Jh. zur Kirchenspaltung des 16. Jh. führte. Zugleich will sich die Vorlesung mit der missionarischen Expansion des katholischen Christentums in Übersee befassen. Denn als das abendländische Christentum in Europa in Konfessionen auseinander ging, schlug ihm zugleich die Stunde seiner globalen Ausdehnung: „Niemals zuvor war einer anderen Religion die Möglichkeit zuteil geworden, auf einen so grossen Teil der Menschheit Einfluss zu gewinnen“ (K. S. Latourette). Einige Stichworte, die in der Vorlesung ausführlich thematisiert werden sollen: Kirchenreform, Konziliarismus und Papalismus, Devotio moderna, Renaissance und Humanismus, Illuminismus und Mystik, politische Theologien der Frühen Neuzeit (Tyrannenmord, Volkssouveränität, Völkerrecht, Berechtigung und Grenzen der kolonialen Expansion), Missionsfrühling im 16. Jahrhundert.