Südosteuropa ist bekannt durch seine Vielfalt an Ländern und Kulturen, durch seine reichhaltige Natur und seine unterschiedlichen klimatischen Bedingungen. Südosteuropa ist aber auch bekannt aufgrund seiner zahlreichen Konflikte in den 1990er Jahren. Diese Region im südöstlichen Europa wurde und wird oft auch als «Balkan» bezeichnet, obwohl dies eigentlich nur der Name eines Gebirges ist.

Grosse Teile des Balkans gehörten bis ins 20. Jahrhundert zum Osmanischen Reich. Gerade diese Tatsache beflügelte viele Reisende und auch Vertreter europäischer Staaten vor Ort, die Länder Südosteuropas zu orientalisieren. Bis heute werden diese Aussensichten in der Wissenschaft diskutiert. Doch auch die Innenansichten unterscheiden sich erheblich. Gerade nationalistische und ultra-nationalistische Strömungen sind in den Ländern Südosteuropas auf dem Vormarsch und lassen nur ihre Vorstellung von Geschichte gelten.

 

In dieser Vorlesung wollen wir uns der Geschichte des Balkans annähern, indem wir uns einerseits theoretischen Überlegungen widmen, die beispielsweise Maria Todorova oder Edward Said zur Diskussion gestellt haben. Andererseits soll die Vorlesung aber auch einen satten Überblick über die reichhaltige Geschichte Südosteuropas bieten. Dabei werden wir uns in den einzelnen Sitzungen bestimmten Schwerpunkten widmen; beispielsweise den unterschiedlichen Kulturen und Religionen, dem Zusammenleben und dem Alltag, dem aufkommenden Nationalismus und der Staatsbildung, aber auch den unterschiedlichen Konflikten während des 20. Jahrhundert, die mit einer zunehmenden Ethnisierung und bis heute einer oft einseitigen Erinnerungspolitik verbunden sind.