Die römische Republik war während ihres gesamten Bestehens (ca. 508 – 27 v. Chr.) durch eine bemerkenswerte Spannung zwischen stadtstaatlicher politischer Kultur und dynamischer Expansion bis an die Peripherie des antiken Mittelmeerraums geprägt. Dieses Spannungsverhältnis war durchaus fruchtbar: die inneraristokratische Konkurrenz und die Interaktion mit der gesamten Bürgerschaft (populus Romanus) führten zu einer enormen militärischen Expansion. Zugleich wirkte sich der grosse Erfolg der militärischen Expansion in der longue durée aber auch negativ auf die politische Kultur in Rom aus: mit Montesquieu (18. Jh.) gesprochen, konnte das Weltreich schliesslich nicht mehr durch den Stadtstaat Rom regiert werden.

Im Rahmen der Vorlesung wird einerseits die aussenpolitische Expansion, andererseits die sich wandelnde politische Kultur im Rahmen der politischen Institutionen und Praktiken nachgezeichnet, bis im zweiten vorchristlichen Jahrhundert das politische System in eine grundsätzliche Krise geriet.