Neben dem Begriff der Bildung stellt der Terminus der Erziehung eine zentrale Problemstellung pädagogischen Handelns dar, umreißt dieser doch eine Aufgabe, der sich Pädagog:innen täglich stellen müssen. Gleichsam formuliert sich aber bereits mit Kants "Vorlesungen über Pädagogik" eine grundlegende Schwierigkeit, die das erzieherische Handeln der Pädagog:innen bis heute nicht überwinden kann: "Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange". Es sind aber nicht nur damit auftauchende Fragen der Machtförmigkeit von Erziehung oder der in dessen Rahmen sich artikulierenden Problematiken von Autonomie, Autorität etc.: Es sind des Weiteren auch Fragestellungen des Generationenverhältnisses: Was will denn eigentlich die ‚ältere Generation mit der jüngeren‘? (Schleiermacher) Was will aber eben auch die jüngere Generation mit der älteren – wie man im Rahmen globaler Krisen, von Klimaprotesten, ‚letzter Generation‘ usw. fragen könnte. Übernimmt die ältere Generation nicht sowohl eine Verantwortung „für den Fortbestand der Welt“ als auch für das „Leben und Werden“ der jüngeren Generation (Arendt 1958, S. 263)?

Im Blockseminar soll diesbezüglich zunächst eine problematisierende Einführung in das stattfinden, was sich vor dem Hintergrund vielstimmiger Perspektiven als Erziehung artikuliert (I). Gleichsam soll aber ebenso erarbeitet werden, wie Erziehung - und insbesondere eine Praxis der Erziehung - als hegemonial besetzte Begriffe hervorgebracht werden, in denen bestimmten Sichtweisen auf Erziehung eine Relevanz, Plausibilität, Legitimität zugesprochen wird, anderen jedoch eine solche aberkannt wird. Warum werden bspw. bestimmte Problematiken (Machtbeziehungen, Kompetenzgefälle, Autoritätsansprüche, Interventionen etc.) als alternativlos richtig und plausibel akzeptiert? (II). Gleichsam sollen Rückfragen an diese hegemonialen Spannungsfelder gestellt werden: Wie kann eine Erziehung gedacht werden, in der sich „jede ankommende Generation […] als neue Generation erfahren kann“ und diese „deshalb die Chance hat, die Gesellschaft zu erneuern und sich selbst zu bestimmen“ (Masschelein/Simons 2010, S. 40)? Diesbezüglich soll innerhalb des Blockseminars auch ein Leitfadeninterview mit Expert:innen des regionalen Erziehungswesens durchgeführt werden (III), auf das abschließend ein (leider nur) erster diskursanalytisch und dekolonial kritisch-fabulierender (Hartman) Blick geworfen werden soll (IV)