Seit der globalen Finanzkrise 2007 organisiert sich das Kapital neu. Zugleich nehmen die Widerstände zu. Diese treten nicht nur in Form von Arbeitskonflikten auf, sie artikulieren sich auch als Konflikte zwischen den Geschlechtern. Die politischen und medialen Angriffe auf den sogenannten „Genderismus“ sind ebenso Beispiele dafür wie die Me-too-Bewegung oder der Frauenstreik von 2019 in der Schweiz.

Der Kurs nimmt diese gesellschaftlich breit verankerten Strömungen und Bewegungen zum Anlass, um Geschlechterkonflikte zu historisieren und auf ihre Systemhaftigkeit zu überprüfen. Das Ziel ist also ein doppeltes. Zum einen sollen Schauplätze und Protagonist:innen der Auseinandersetzungen um Geschlechterverhältnisse seit dem 19. Jahrhundert kennengelernt werden. Zum anderen wird der Frage nachgegangen, ob und inwiefern Geschlechterkonflikte dem Kapitalismus inhärent sind. Thematisch werden unterschiedliche Ereignisse, Figuren und Phänomene mithilfe von wissenschaftlicher Literatur und historischen Quellen beleuchtet: die Maschinenstürmerei, die Warenhausdiebin, Brotunruhen, der Kampf gegen das bürgerliche Eherecht, die Bewegung „Lohn für Hausarbeit“, Antifeminismus oder der Women’s March on Washington. Der räumliche Fokus des Kurses liegt auf dem globalen Norden mit einem Schwerpunkt auf Europa.

Literatur zur Einführung:

Silvia Federici, Caliban and the Witch. Women, the Body and Primitive Accumulation, New York 2004.

Nancy Fraser, Rahel Jaeggi, Kapitalismus. Ein Gespräch über kritische Theorie, Berlin 2020.

Nancy Fraser, Contradictions of Capital and Care, in: New Left Review 100 (2016), S. 99-117.