Mit dem Begriff Bioethik (von griech. bios = Leben) bezeichnet man unter anderem die ethischen Reflektionen über den verantwortlichen Umgang mit den neuen biotechnologischen und medizinischen Entwicklungen und deren Auswirkungen auf den Menschen und seine Umwelt (z.B. Düwell 2008, im angloamerikanischen Raum: Reich 1998). Die Themenbereiche sind vielfältig und betreffen viele unterschiedliche Tätigkeitsfelder wie Reproduktionsmedizin, Abtreibung, Hirntod, Organtransplantation, Lebensanfang und Sterbehilfe, Verwendung von embryonalen Stammzellen und Gentechnologie. Betroffen sind auch Themen im Grenzbereich zwischen Recht, Religion und Medizin, hinsichtlich der Beantwortung und Begründung ethischer Fragen.

In den letzten Jahren hat sich eine zunehmende Anzahl Anthropologen mit der Disziplin der Bioethik – die sich seit den sechziger Jahren als wissenschaftliche Disziplin etabliert hat – befasst. Nach einer Einführung in das Thema mit Angaben darüber, wie sich die zentralen Debatten der Bioethik in den letzten Jahren entwickelt haben, werden im Seminar die kultur- und sozialanthropologischen Beiträge zur Bioethik untersucht und diskutiert. Das Ziel ist, ein Verständnis darüber zu gewinnen, wie die Anthropologie theoretische und konzeptionelle Werkzeuge bietet, um über ethische Fragen in diesem Kontext zu reflektieren.

Die Studierenden werden die vermittelte Literatur in Gruppen oder individuell bearbeiten und die von ihnen gewählten Themen anschliessend präsentieren und diskutieren.

Die Texte werden auf Moodle zur Verfügung gestellt.Bibliographie

Bibliographie zur Vorbereitung:

Düwell, Marcus (2008): “Was ist Bioethik? Eine Einleitung”, in Bioethik. Methoden, Theorien und Bereiche, J. B. Metzler: Stuttgart: 1-22.

Marshall, Patricia A. (1992): “Anthropology and Bioethics”, in Medical Anthropology Quarterly, 6/1: 49-73.

Martin, Emily (1998): “Anthropology and the Cultural Study of Science”. In: Science, Technology & Human Values 23 (1), S. 24-44.

Reich, Warren T. (1998): “The Word ,Bioethics’: The Struggle over Its Earliest Meanings”, Kennedy Institute of Ethics Journal 5/1, 19-34.