Die heutigen osteuropäischen Staaten sind Nachfolgestaaten von multinationalen Reichen, in denen häufig nationale Minderheiten beheimatet sind und/oder, die über externe kin Gruppen verfügen. Die demokratische Transition dieser Länder bedeutete gleichzeitig die Möglichkeit der politischen Mobilisierung entlang von ethnischen und nationalen Identitäten, die unter den kommunistischen Regimen nicht akzeptiert wurde. Für einige Jahre schien es als würden sich die Demokratie und Multikulturalismus in Mittelosteuropa konsolidieren und nationalistische Kräfte eingedämmt werden. Doch rechtspopulistische und nationalistische Kräfte haben in einigen Ländern in den letzten zehn Jahren die Demokratie unterminiert. Wie lässt sich dieser Backlash verstehen?
Dieses Seminar stellt sich dieser Frage und befasst sich mit der Rolle von Nationalismus in der demokratischen Entwicklung von Mittelosteuropa seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime Ende der 1980er Jahre. Es bietet einen Einstieg in das Thema der Identitätspolitik mit einem Fokus auf die politische Mobilisierung entlang von ethnischen und nationalen Identitäten. Somit startet es mit der Diskussion der Konzepten der ethnischen Identität, Nation und Nationalismus. Der zweite Teil des Seminars widmet sich der Analyse der Rolle des Nationalismus während der demokratischen Transition, Konsolidierung und EU-Osterweiterung. Der dritte Teil des Seminars setzt sich mit der demokratischen Erosion respektive Resilienz von mittelosteuropäischen Staaten nun als Mitglieder der EU auseinander. In der Abschlusssitzung werden wir die Rolle der Identitätspolitik im Ukraine-Krieg diskutieren.
Das Seminar nimmt eine vergleichende politikwissenschaftliche Perspektive ein und legt Wert darauf, die Diskussion von theoretischen Zusammenhängen mit den Befunden von empirischen Studien zu kontrastieren. Studierende werden Vorträge zu einzelnen Fallstudien halten und eine schriftliche Arbeit als Leistungsanforderungen erbringen.