Medizin, Gesundheit und der Umgang mit dem eigenen Körper sind im menschlichen Leben omnipräsent. Nicht zuletzt die Covid-19-Pandemie hat eindrucksvoll in Erinnerung gerufen, dass diese Präsenz nicht nur durch biologische Faktoren definiert wird, sondern dass Konzepte wie Gesundheit, Körperlichkeit und Heilung in soziale Prozesse eingebettet sind. Diese Konzepte werden in unterschiedlichen Gesellschaften unterschiedlich ausgehandelt. Gleichzeitig erfordert ein zeitgenössisches Verständnis dieser Aushandlungen die Analyse globaler Zusammenhänge – von der Ausbreitung von Infektionskrankheiten über die Bedeutung der Pharmaindustrie bis hin zu Institutionen wie der WHO. Vor diesem Hintergrund hat sich die Medizinanthropologie in den vergangenen 50 Jahren zu einem wichtigen und öffentlich wirksamen Teilbereich der Sozial-und Kulturanthropologie entwickelt. Während Protagonisten der Medizinanthropologie sich im frühen 20. Jahrhundert vor allem mit Heilung in aussereuropäischen Gesellschaften beschäftigten, so haben sich die Forschungsfelder von Medizinanthropolog:innen seither gewandelt und umfassen heute zum Beispiel Medizintechnologie, Medikamentenforschung, alternative Heilungsmethoden, Reproduktionsmedizin, Krankenhäuser und gegenderte Körperlichkeit in allen Gegenden der Welt. Diese Vorlesung bietet einen Überblick über die Geschichte, thematischen Felder und zentralen Studien der Medizinanthropologie. Dieser Überblick findet mit einem Schwerpunkt auf Global Health, und somit unter besonderem Einbezug von medizinanthropologischer Forschung zur Rolle von Globalisierung und Umwelt, statt.