Kunst als Erfahrung (1934) gilt zu Recht als der bedeutendste Entwurf einer pragmatistischen Ästhetik. Ihr Autor, der amerikanische Philosoph John Dewey, will damit einen entscheidenden Richtungswechsel innerhalb der Ästhetik anstossen: Den Ausgangspunkt soll nicht mehr das einzelne Kunstwerk oder ästhetische Gebilde darstellen, sondern dessen Erfahrung. Ob etwas künstlerische Qualitäten besitzt, liegt dann nicht mehr in objektiven Eigenschaften bestimmter Dinge, die wir als Kunst definieren, sondern vielmehr in der Erfahrung selbst begründet. Deweys pragmatistische Ästhetik verwehrt sich jedoch auch dagegen, das Erfahrungssubjekt als Auffangbecken äußerer Stimuli zu begreifen: Erfahrung beschränkt sich nicht auf die Sammlung passiver Eindrücke; Erfahrungen werden gemacht. Neben der Betonung der Erfahrung hält Deweys Standardwerk demnach auch eine originelle Theorie ästhetischer Praxis bereit. Ob etwas als ästhetisch zu gelten hat, liegt an der Art und Weise des Vollzugs. Damit können auch ganz alltägliche Handlungen eine ästhetische wenn nicht gar ästhetische Qualität erlangen. Deweys allgemeine System des Pragmatismus, das zum Zeitpunkt von Kunst als Erfahrung bereits voll ausgereift war, biete somit aufschlussreiche Anwendungsweisen seiner Handlungstheorie: Als Einübung in bestimmte Modi der Aufmerksamkeit und des Vollzugs wird Ästhetik zum integralen Bestandteil der praktischen Philosophie.