Im Fokus der neutestamentlichen Theologie steht die Frage nach dem Verhältnis des frühen Christentums zum Judentum. Diese Frage wurde in der Theologiegeschichte über lange Zeit als ein Prozess der Ablösung und Überbietung bewertet und war durch das Vorstellungsmodell der Substitution bestimmt. Auf katholischer Seite hat das Zweite Vatikanische Konzil insbesondere mit dem Dokument Nostra Aetate eine Neubestimmung des Verhältnisses von Judentum und Christentum vorgenommen. Im Zentrum dieser Konzilserklärung steht eine Abwendung von Substitutionsmotiven, was u.a. unter Bezugnahme auf das Neue Testament begründet wird. Vor diesem Hintergrund sollen in dieser Vorlesung zum einen die theologiegeschichtlichen Vorstellungen und Verstehensmodelle skizziert und zum anderen die neutestamentlichen Texte auf die dafür gegebene Grundlage hin befragt werden.