Krieg scheint seit dem russischen Überfall auf die Ukraine wieder ein in
Europa denkbares Instrument der Politik geworden zu sein. Diese Sicht
verschleiert aber, dass der Zusammenbruch der UdSSR eine Vielzahl von
Konflikten im postsowjetischen Raum ausgelöst hat, die teils als
«forever wars» oder «frozen conflicts» bezeichnet werden, weil sie zu
keinem Abschluss kommen, sondern ungelöst immer wieder aufflackern.
Aus soziologischer Perspektive ist Krieg ein zutiefst soziales Phänomen,
welches das Zusammenspiel verschiedener - zumeist staatlicher -
Institutionen erfordert. Auffällig in diesen postsowjetischen Konflikten
ist die Rolle, die Russland dabei spielt. Die dem Seminar zugrunde
liegende These lautet, dass sich diese Rolle durch eine imperiale
Vergangenheit bestimmt, die Russland nicht aufgearbeitet hat und die der
russische Staat in den letzten 20 Jahren zunehmend positiv besetzt hat.
Der Kurs verfolgt damit ein doppeltes Ziel: Zum einen sollen in einem
ersten Teil verschiedene postsowjetische Konflikte schlaglichtartig
diskutiert werden. In einem zweiten Teil sollen das postkoloniale Erbe
der Region und die zunehmend neoimperialistische Politik Russlands
beleuchtet werden und zu den im ersten Teil besprochenen Konflikten in
Bezug gesetzt werden.
https://www.unifr.ch/timetable/fr/detail-du-cours.html?show=116043
- Dozent/in: Philipp Casula
- Dozent/in ohne Bearbeitungsrecht: Pauline Julie Dummermuth