In unserer alltäglichen moralischen Praxis ist es üblich, dass wir einander als verantwortlich betrachten und für unsere schlechten Handlungen Vorwürfe machen und zur Rechenschaft ziehen. Moralische Verantwortung und dementsprechend gerechtfertigte Vorwürfe und Sanktionen setzen jedoch ein gewisses Maß an Kontrolle über unsere Handlungen voraus, oder anders gesagt: sie setzen Willensfreiheit voraus. Ein naheliegender Gedanke ist, dass, wenn ich nicht anders hätte handeln können, ich keine hinreichende Kontrolle über meine Handlung hatte und folglich nicht verantwortlich bin. Dann scheinen auch Vorwürfe nicht gerechtfertigt. Dieses Verständnis von Willensfreiheit konfligiert jedoch mit einer anderen weitverbreiteten Überzeugung: der des kausalen Determinismus. Laut der These des kausalen Determinismus ist jedes Ereignis, auch menschliche Handlungen, verursacht von vorherigen Ereignissen und den Naturgesetzen - folglich wären wir weder frei noch verantwortlich. In diesem Proseminar werden wir uns mit dem Problem der Willensfreiheit beschäftigen und dessen Folgen für moralische Verantwortung und der Rechtfertigung von Vorwürfen betrachten. Wir werden uns auf die Debatte konzentrieren, die sich ab den 1960er Jahren bis heute herausgebildet hat. Generelle Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte ist gewünscht. |
- Enseignant·e: Sarah Köglsperger