In dieser Vorlesung werden wir die Familie als strukturierendes Element von Erzählungen genauer betrachten. Damit geraten Texte in den Fokus, die nicht den häufig männlichen Einzelgänger verfolgen, sondern Familienbeziehungen als organisierendes Prinzip aufgreifen. Dazu gehören bspw. die Generationenromane, in denen Verwandtschafts- und Erbschaftsbeziehungen durch die Zeit verfolgt werden (bspw. Th. Mann: Die Buddenbrooks), dazu gehören fiktionale Erzählungen, in denen eine Figur ihr Verhältnis zu ihren Vorfahren reflektiert (bspw. Ulla Hahn: Unscharfe Bilder), aber auch Erzählungen, die den Familienkontext als queere Konstellation umschreiben (kürzlich Kim de l’Horizon: Blutbuch) oder gar gründlich dekonstruieren. Das umfangreiche Korpus von Erzählungen und Motiven erlaubt nicht zueltzt einen historischen und systematischen Bogen sowie Seitblicke auf historisch-soziale Verhältnisse. Somit wird auch ein zusätzlicher Schwerpunkt auf Texte aus der Schweiz liegen.