Mittelalterliche Literatur ist in Handschriften überliefert. Waren zunächst die Klöster die wichtigsten Zentren der Manuskriptherstellung, so kamen im Hoch- und Spätmittelalter Fürstenhöfe und Kanzleien als Verschriftlichungsorte hinzu. Während der neuzeitliche Buchdruck stabile, identische Texte produziert, weichen die handschriftlich überlieferten Texte eines Werks oft beträchtlich in Textformulierung, Textfolge und Textbestand voneinander ab. Dies hat wiederum Konsequenzen für die Edition mittelalterlicher Texte, die die Textvarianz zu berücksichtigen hat. Doch ist die mittelalterliche Handschrift weit mehr als ein blosser Text-Überlieferungsträger. In einer noch stark von mündlicher Wissensvermittlung geprägten Zeit stellt die Handschrift ein Medium dar, dem unterschiedlichste Informationen (Gebrauchskontext, Benutzerspuren, Sammlerinteressen, Bild-Text-Relationen etc.) zu entnehmen sind.

Im Seminar werden wir uns mit den vielfältigen Aspekten der mittelalterlichen Handschrift beschäftigen. Im Zentrum steht die Bestimmung von Alter, Schreibsprachen, Schrifttypen, Struktur (Lagenbeschreibung) und Material (Pergament/Papier).