Moderne Kunst und modernes Grafikdesign sind zwei kreative Disziplinen, die sich zwar in ihren Zielen, Ansätzen und Interessen unterscheiden, aber sich in ihrer Eigenschaft, gesellschaftliche Entwicklungen abzubilden, ähneln. Während Kunst oft darauf abzielt, einen individuellen künstlerischen Ausdruck zu schaffen, konzentriert sich Grafikdesign darauf, klare Botschaften an eine bestimmte Zielgruppe zu vermitteln, um spezifische Zwecke zu erfüllen. Es wird häufig in kommerziellen oder kommunikativen Kontexten eingesetzt, um Informationen visuell effektiv zu präsentieren und so bestimmte wirtschaftliche und politische Ziele zu erreichen. 

Dennoch gibt es Schnittstellen und Überschneidungen zwischen diesen beiden Disziplinen: Grafikdesigner:innen haben oft parallel zu ihrer beruflichen Praxis künstlerische Arbeiten erstellt oder eine künstlerische Karriere verfolgt. Viele Designer*innen agieren nicht nur als Dienstleister*innen, die die Botschaften anderer vermitteln, sondern auch als aktive kreative Autor*innen, die ihre eigene künstlerische Vision, Identität und Gesellschaftskritik in ihre Arbeiten einbringen. 

In dieser Hinsicht ist es Ziel dieser Vorlesung, die Geschichte des Grafikdesigns innerhalb einer Kunstgeschichte der Moderne zu verorten und es gleichzeitig als eigenständiges Forschungsfeld mit spezifischen Objekten, Theorien und Ansätzen zu beleuchten. In der Vorlesung untersuchen wir das Verhältnis zwischen Grafikdesign und Gesellschaft und hinterfragen gleichzeitig den etablierten Kanon. Dabei konzentrieren wir uns auf den Entstehungskontext, die Produktion, die Vermittlung, den Konsum und die Auswirkungen des Grafikdesigns von den Anfängen der Industrialisierung bis zur Gegenwart.