Was bedeutet es, ein Individuum zu sein? Wir schreiben Individualität heute in erster Linie dem Menschen zu. Aber die antiken und mittelalterlichen Autoren waren der Meinung, dass alles, was in der Welt existiert, ein Individuum ist: nicht nur Sokrates, sondern auch diese Katze, und dieser Baum, dieses Buch oder auch dieses Sandkorn. Aber wie unterscheidet sich dieses Sandkorn von dem anderen Sandkorn, das ihm so ähnlich ist? In philosophischen Worten: Was ist das Individuationsprinzip? Ist es seine Materie? seine Form? einige seiner Eigenschaften? oder etwas Unaussprechliches? Es scheint schwierig zu sein, herauszufinden, was die Individualität bestimmter Objekte, die uns umgeben, ausmacht. Ist der Mensch nicht derjenige, der sich am deutlichsten als Individuum entdeckt?

Diese Vorlesung wird die Frage nach dem Individuum aus drei Perspektiven betrachten: 1/ eine metaphysische Perspektive, die auf die Debatten über das Individuationsprinzip eingeht; 2/ eine kognitive Perspektive, die sich mit der Möglichkeit der Erkenntnis des Individuums auseinandersetzt; 3/ eine anthropologische und ethische Perspektive, die sich fragt, wie der Mensch ein Individuum ist und als verantwortungsbewusstes Individuum handelt.