
In Anbetracht des sogenannten “Zeitalter des Menschen” und der
Klimakatastrophe ist immer davon die Rede, dass die Natur (bzw. das, was
noch von ihr übrig bleibt) vom menschlichen Zugriff geschützt werden
muss. Einmal mehr wird Natur damit zum Grossen Aussen, zum ‚Anderen‘ der
Kultur. Gibt es Alternativen zu einem derartigen Naturbegriff? Und wie
spiegelt sich das in Rechtsformen wieder? Mit wem lassen sich überhaupt
Verträge schliessen, und lassen sich andere Formen der Aushandlungen mit
nicht-menschlichen Umwelten finden? Seit Hobbes und Rousseau gilt es
als ausgemacht, dass nur menschliche Subjekte überhaupt vertraglich
einbezogen werden können. Der Wissenschaftsphilosoph Michel Serres
entwarf in seinem “Naturvertrag” (Le contrat naturel) Konzepte
alternativer Geselligkeiten mit nicht-menschlichen Akteuren, die heute
vielfältig Resonanz erfahren (etwa in Bruno Latours „Parlament der
Dinge“). Das Seminar fragt danach, welche Begriffe aber auch Metaphern
unser Verständnis von Natur und Kultur, Gesellschaft und Recht geprägt
haben, die heute einer kritischen Revision unterzogen werden müssen. Der
Fokus auf künstlerische Praktiken wie beispielsweise der Eco-Art zeigt,
dass dort eine Transformation der klassischen Naturästhetik im Gange
ist, die auch für die Philosophie wegweisend sein kann.
- Teacher: Lilian Kroth