Philosophen berufen sich in der Motivation ihrer Thesen häufig auf intuitive Einsichten, d.h. auf Intuitionen (Eindrücke von Wahrheit oder Falschheit einer Aussage), die sich einstellen, wenn man gründlich über eine Angelegenheit nachdenkt.

 Umstritten ist, welche Rolle Intuitionen in der Philosophie spielen sollten. Können Intuitionen eine philosophische These rechtfertigen? Sind sie verlässlich? Oder sind sie zu stark beeinflusst durch kulturelle Zufälligkeiten und Vorurteile? Sollte man sich nur auf Argumente verlassen und Intuitionen misstrauen? Aber geht das überhaupt? Setzen Argumente nicht immer auch intuitive Urteile voraus?

 Wir werden Beispiele der Verwendung von Intuitionen in der Philosophie genau ansehen und Texte von Autoren lesen, die radikal unterschiedliche Meinungen dazu vertreten, welche Rolle Intuitionen in der Philosophie spielen sollten. Die einen glauben aufgrund empirischer Daten zeigen zu können, dass Intuitionen nicht verlässlich sind und aus der Philosophie verbannt werden sollten. Andere argumentieren, dass Intuitionen in der Philosophie, anders als in beinahe allen anderen Disziplinen, unverzichtbar sind und dass ohne sie philosophischer Fortschritt unmöglich ist.

 Die Analyse und Bewertung der in dieser Debatte ausgetauschten Argumente steht im Zentrum des Seminars.